Frage: “Die Welt der Meditation wurde durch deine Aktiven Meditationen revolutioniert. Kannst du erklären, warum das nötig war?”
Osho: „Der moderne Mensch ist ein sehr neues Phänomen. Keine traditionelle Methode kann so, wie sie ist, benutzt werden, weil es den modernen Menschen so noch nie gegeben hat. Der moderne Mensch ist ein neues Phänomen. Zum Beispiel hat sich der Körper sehr verändert, er ist nicht mehr natürlich. Der menschliche Körper ist heute etwas sehr Unnatürliches. Als Patanjali sein Yoga entwickelte, war der Körper natürlich, jetzt ist er nicht mehr natürlich. Er ist vollkommen anders, er ist so betäubt, dass keine traditionelle Methode hilfreich sein kann.
Die ganze Atmosphäre ist heute künstlich, nichts ist natürlich. Du wirst in diese Künstlichkeit hinein geboren und wächst in ihr auf. Und traditionelle Methoden können sich heutzutage schädlich auswirken. Sie müssen der modernen Situation angepasst werden.
Ich benutze also chaotische Methoden, denn durch chaotische Methoden wird der Verstand ausgeschaltet … Sie sind so chaotisch, dass das Zentrum automatisch vom Verstand zum Herzen verschoben wird, und das ist ein großer Schritt – das Zentrum vom Verstand zum Herzen zu verschieben. Wenn du also meine Methode kraftvoll, unsystematisch, chaotisch machst, wird dein Zentrum nach unten verschoben, du kommst in dein Herz.
Wenn du in dein Herz kommst, wende ich Katharsis an, denn dein Herz ist vollkommen unterdrückt – durch deinen Verstand unterdrückt. Dein Verstand hat so viel Raum eingenommen, er ist so dominant, er hat alles verschluckt. Es gibt keinen Platz für das Herz mehr, also sind alle Sehnsüchte des Herzens unterdrückt worden. Du hast nie von Herzen gelacht, du hast nie von Herzen geweint, nie etwas aus vollem Herzen getan. Das Herz ist unterdrückt …
Also wende ich zuerst chaotische Methoden an, um das Zentrum – das Zentrum deiner Bewusstheit – vom Verstand zum Herzen zu verschieben, dann ist Katharsis nötig, um das Herz zu entlasten, um alle Unterdrückung rauszuwerfen, um es leicht zu machen. Wenn das Herz leicht wird, wird das Zentrum der Bewusstheit noch weiter nach unten verschoben. Es erreicht den Nabel, und der Nabel ist die Quelle deiner Lebendigkeit. Er ist die Quelle, er ist der Same, aus dem alles entsteht: Der Körper, der Geist, alles andere …
Das Bewusstsein muss nach unten zur Quelle verschoben werden, zu den Wurzeln. Nur dann ist Transformation möglich.“
Um auf Englisch weiterzulesen, gehe zu: Kundalini Yoga: Return to the Roots
Frage: “Es scheint also, dass diese Aktiven Meditationen heute für uns alle wirklich wichtig sind?”
Osho: „Aus meiner Sicht hat sich der moderne Mensch so sehr verändert. Er braucht etwas Neues: Neue Methoden, neue Techniken. Natürlich ist die Wahrheit ewig – sie ist niemals neu und niemals alt –, aber die Wahrheit ist die Verwirklichung, das Ende. Methoden sind immer wichtig oder unwichtig für eine bestimmte Person und für einen bestimmten Geist, eine bestimmte Einstellung.
Chaotische Methoden helfen dem modernen Geist, weil der moderne Geist selbst chaotisch ist. Dieses Chaos, diese Rebellion im modernen Menschen ist tatsächlich eine Rebellion anderer Zentren im Körper, anderer Zentren des Seins, die zu sehr unterdrückt wurden. Diese Rebellion des modernen Menschen ist eine Rebellion des Herzens und des Nabels gegen das Gehirn. Wenn du es in einem yogischen Zusammenhang siehst, ist es die moderne Rebellion gegen den Verstand.
Meditation ist für mich nicht nur ein Segen für den Einzelnen – eine Transformation für den Einzelnen – sie ist von größerer Bedeutung. Sie kann die Grundlage für die Transformation der gesamten Gesellschaft sein, des gesamten menschlichen Seins. Entweder muss der Mensch Selbstmord begehen, oder er muss sich verändern.“
Um auf Englisch weiterzulesen, gehe zu: Kundalini Yoga: Return to the Roots
Frage: “Deine Aktiven Meditationen bieten also viel mehr als die traditionellen passiven Methoden wie Vipassana, um Stille zu entdecken?”
Osho: „Stille ist gut, aber sie muss positiv sein – sie muss vor Vergnügen und Glück und Freude blubbern, sie sollte nicht negativ und realitätsfern sein.
Vipassana geht sehr tief, aber sie ist einseitig. Man wird immer introvertierter. Wenn man seine Augen so oft schließt, vergisst man die Welt. Das ist die halbe Reise, soweit so gut, aber man sollte zum Markplatz zurückkehren. Man sollte tanzen können und doch still sein. Man sollte in der Welt sein, aber dennoch nicht Teil davon. Mein ganzes Bemühen ist, dich vollkommen ins Gleichgewicht zu bringen. Nur Vipassana zu machen, macht Menschen traurig, und nach und nach interessieren sie sich nicht mehr für das Leben. Wenn du dich nicht mehr für das Leben interessierst, passiert manches. Viele Schmerzen verschwinden – aber Freude verschwindet auch. Wenn du dich nicht interessierst, wenn es dir gleichgültig ist, gerätst du in tiefe Entsagung, und du fühlst dich ruhig und gefasst. Aber nach einer gewissen Zeit fängst du an, dich in deiner Ruhe und Gefasstheit zu langweilen.
Nur wenn deine Stille ekstatisch ist, nur wenn du sie singen und tanzen kannst, ist sie im Gleichgewicht. Du bewegst dich nach innen, du bewegst dich nach außen, und du bist frei vom Außen und auch frei vom Innen …
Der Punkt ist, ausbalanciert zu sein, auf beiden Füßen zu stehen. Du kannst auf einem Fuß stehen, aber nicht sehr lange. Ein Vogel braucht zwei Flügel. Mit nur einem Flügel verliert das Leben alle Dynamik.“
Osho, Nothing to Lose But Your Head, #6
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